Date: Fri, 04 Aug 2000 08:53:31 +0200 From: Redaktion Subject: vov-newsletter 20000803-84 Die "Internet-Wahlen" - Stand der Dinge nach dem Ende der Registrierungsphase Nominierungskomitee stellt Kandidaten für die ICANN AtLarge Wahlen vor Nachdem ICANNs Server so überlastet waren, dass Ende Juli eine Registrierung als Wähler praktisch unmöglich war, hat das Nominierungskomitee nun die Kandidaten vorgestellt, die es gerne als ICANN AtLarge Direktoren sehen würde. Für Europa sind das fünf Kandidaten. von Iliya Nickelt Gegen Ende häuften sich die Klagen. In Asien hatten Japan, China, Taiwan und Korea einen inoffiziellen nationalen Wettstreit ausgerufen und kämpften darum, die meisten Wähler zu registrieren. Der ICANN-Mitglieder-Server, ursprünglich ausgelegt für bis zu fünfhundert Anmeldungen am Tag, musste mehr als das in der Stunde verarbeiten und reagierte die meiste Zeit gar nicht. Eine kurzfristige Aufstockung der Technik und Vereinfachung des Verfahrens brachte gerade mal für zwei Tage Entspannung. Insgesamt 158.593 Anmeldungen, darunter fast 100.000 aus Asien, kamen am Ende zusammen. Deutschland steht nach Japan und China mit 20.475 Mitgliedern an dritter Stelle, noch vor den USA. Da durch die großen Beschränkungen in Budget und Personal -ICANN hat zehn hauptamtliche Mitarbeiter und die Portokosten für die Wahl werden von einer Stiftung getragen- eine Verbesserung der Situation unmöglich war, wurde die 'Deadline' nicht hinausgeschoben. Wer bisher nicht Mitglied wurde, wird nun frühestens 2002 wählen dürfen. Nun läuft das Verfahren durch die nächsten Stufen. Bis 14. August sind noch Selbstnominierungen aus der 'community' über möglich. Diese müssen bis zum 31. August, also innerhalb von nur zwei Wochen, 2% der Wähler der Region als Unterstützer finden, für Europa sind das zur Zeit 719 Stimmen. Darunter müssen Stimmen aus mindestens zwei verschiedenen Ländern sein. Die Vorwahl wird am 15. August unter http://members.icann.org beginnen. Unterstützen können den Nominierten nur bestätigte AtLarge-Mitglieder, die über eine per Brief zugesendete PIN-Nummer verfügen. Über dieses Verfahren werden aber nur zwei Kandidaten in die Endausscheidung gelangen. Denn am 1. August hat auch ICANNs Nominierungskomitee seine Vorschläge vorgestellt, und für Europa sieht es bereits fünf Kandidaten vor. Zwar war ursprünglich nur von 'etwa der Hälfte' der sieben Kandidaten die Rede, die ICANN im Rahmen seiner Möglichkeiten pro Region prüfen und unterstützen kann, aber nur die anderen Länder hat man sich auch an die Grenze von drei bis vier Kandidaten gehalten. Die Kandidaten des Nominierungskomitees für Europa lauten: Maria Livanos Cattaui (Griechenland/Schweiz) Secretary General of the International Chamber of Commerce (einer internationalen Lobby-Organisation für Handelsderegulierung etc.) Alf Hansen (Norwegen) Elektroingeneur und Direktor von Uninett (ein norwegischer Registry-Service) Dr. Olivier Muron (Frankreich) Ingenieur mit PhD in Statistik, Leiter der Abteilung Internet-Technologie und E-Commerce der France Telekom Prof. Dr. Oliver Popov (Ehemalige jugoslawische Republik Makedonien): ein Informatikprofessor, Vizepräsident des osteuropäischen CEENET Winfried Schüller (Deutschland) Dipl-Ing, MBA Direktor für internationale IP-Dienste der Deutschen Telekom Bei drei der Kandidaten handelt es sich also eindeutig um Wirtschaftsvertreter, bei denen immerhin die finanzielle Unabhängigkeit gegeben sein dürfte, die für die unbezahlte ICANN-Tätigkeit notwendig ist. Inwieweit die Bereitschaft besteht, sich für die Interessen der Internet-Nutzer stark zu machen, wird man den Wahl-Webseiten der Kandidaten entnehmen können. Hier zeigt sich leider, dass ICANN sein Selbstverständnis als technischer Dachverband aber mit großem Wirtschaftseinfluss auch auf die AtLarge-Direktoren ausdehnen möchte. Umso wichtiger ist es, dass innerhalb der nächsten Woche klar wird, in welcher Weise ein Kandidat, der von keinem Konzern gefördert wird, mit finanzieller Unterstützung z. B. des Staates rechnen kann. Da Deutschland 57% der europäischen Wähler stellt, ist damit zu rechnen, dass mindestens einer der beiden Kandidaten, die die Nominierungsrunde der AtLarge-Mitglieder überstehen, aus Deutschland kommt. Dabei wird es trotz der Ferienzeit vermutlich weniger auf die Mindestzahl von 720 Stimmen als bereits auf die relative Mehrheit ankommen. Es wird sich zeigen, inwieweit die Kandidaten des Nominierungskomitees den Rückhalt der AtLarge-Mitglieder finden, aber es spricht einiges dafür, das der At-Large-Kandidat mit den meisten unterstützenden Stimmen auch der spätere Direktor wird. Das Rennen wird also in zwei Wochen beginnen. ******************************************************** Sie haben den VOV-Newsletter abonniert weitere News unter http://www.vov-newsletter.de Wollen Sie sich abmelden? Einfach mit Name und E-Mail online abmelden unter http://www.vov-newsletter.de Hinweise an die Redaktion bitte an: redaktion@vov.de ********************************************************